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Portrait
Interview von Urs Bugmann, Neue Luzerner Zeitung vom 30. April 2008
Martin Wallimann, wie sind Sie zum Verleger geworden?
Martin Wallimann: Das hat sich aus dem Kunstprojekt "Nebenflüsse" ergeben, das wir 1991 vom Künstlertreff 13 aus mit Urner, Ob- und Nidwaldner Künstlern realisierten. Das Katalogbuch dazu brauchte einen Verlag. Das habe ich dann gemacht.
Und sind dann dabei geblieben?
Wallimann: Ich bin jemand, der Spuren verfolgt. Und als Verleger habe ich es noch immer mit genau dem zu tun, was mich auch als Drucker immer schon fasziniert hat: Der Umgang mit Papier, Farbe, mit Bildern und Buchstaben.
Aber aus eigenem Antrieb wären Sie nicht Verleger geworden?
Wallimann: Es waren die Künstler, mit denen ich druckte, die Kataloge und Publikationen realisieren wollten und damit zu mir kamen. Das ist einfach ganz organisch gewachsen. Und ich muss sagen, ich bin eigentlich recht stolz, Verleger zu sein: Mir hat sich eine Welt aufgetan.
Was macht die Faszination dieser Welt aus?
Wallimann: Bei der Entstehung eines Buches dabeizusein, mit den Autoren, mit den Herstellern zusammen zu arbeiten, zu sehen und mitzugestalten, wie aus einem Manuskript ein Buch wird.
Müssen Sie die Manuskripte suchen?
Wallimann: Nein. Jede Woche erhalte ich eins bis zwei zugeschickt. Im Jahr sind das zwischen 80 und 100, aus denen ich natürlich auswählen muss.
Wie wählen Sie aus?
Wallimann: Zusammen mit der Lektorin Katharina Kienholz in Bern, mit der ich zusammenarbeite. Wir achten darauf, dass ein Buch auch wirklich in unseren Verlag passt. Wenn mir etwas begegnet, das nichts für mich ist, was ich aber für wichtig halte, vermittle ich es weiter.
Sie haben sich an eine Anagramm-Anthologie gewagt.
Wallimann: Das gehört für mich unbedingt dazu: Entdeckungen zu machen, zu experimentieren und vor allem Büchern eine Chance zu geben, die sonst nicht erscheinen würden.
Zahlt sich das aus?
Wallimann: Die Anthologie taucht in meinen Absatzlisten mit schöner Regelmässigkeit auf. Sie ist einer meiner Longseller.
Würden Sie auch ein Buch realisieren, das Ihnen nicht restlos zusagt, das aber einen guten Absatz verspricht?
Wallimann: Das ist eine schwierige Frage. Natürlich sind gute Zahlen verlockend, aber ich denke doch eher, dass mich ein Buch überzeugen muss.
Sie führen Ihren Verlag im Alleingang, arbeiten aber mit einem Team von Lektorin, Hersteller, Vertreter. Träumen Sie vom grösser Werden?
Wallimann: Die Frage nach den Zielen stelle ich mir immer wieder. Primär aber möchte ich möglichst lange Verleger eines kleinen unabhängigen Verlags bleiben. Wachsen soll die Qualität der Bücher.
Zur Unabhängigkeit gehört auch der finanzielle Aspekt.
Wallimann: Natürlich wäre es schön, nicht für jedes Buch immer wieder neu Geld zusammensuchen zu müssen. Aber so weit bin ich noch nicht.
Ist die Geldsuche mit der Zeit nicht einfacher geworden? Inzwischen haben Sie sich immerhin einen Namen geschaffen.
Wallimann: Es wird immer schwieriger und ist manchmal auch ermüdend, immer wieder erklären zu müssen, wer man ist und was man macht. Es suchen heute auch mehr Leute Geld für kulturelle Projekte als noch vor 25 Jahren. Bei Sigmund Lovasen, von dem ich jetzt zwei Romane im Programm habe, erhielt ich dafür Geld aus seiner Heimat Norwegen. Es scheint fast, als erhielte man je mehr Unterstützung, je weiter weg man sucht.
Denken Sie daran, Ihren Verlag in eine Trägerschaft überzuführen?
Wallimann: Daran denke ich andauernd. Ich möchte schon, dass, was ich begonnen habe, weiter geht und möchte nicht meine Familie damit belasten. Nicht, dass ich jetzt meine Arbeit für so bedeutend hielte, dass sie unsterblich sein muss. Aber dass sie eine Fortsetzung findet, fände ich schön.
Martin Wallimann, 1958 in Alpnach geboren, ist ausgebildeter Offsetdrucker. Seit 1983 führt er ein eigenes handwerkliches Druckatelier, seit 1991 verlegt er im eigenen Verlag Martin Wallimann Bücher aus den Bereichen Lyrik, Kunst, Anagramme und Prosa. Ausstellungen im Kulturraum Schlosshof, Alpnach, Initiant der Anagrammtage Luzern, der Buchmesse Luzern bucht und der Bauernhoflesungen, Ronmühle Schötz.
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